Dienstag, 8. Dezember 2015

Ich frag mal nach... bei Charlotte Schwab


Quelle: privat
„Man legt seine Seele offen. Anders geht es nicht.“


Charlotte Schwab und ich haben viel gemeinsam. Glaub ich. Auf jeden Fall teilen wir die Liebe zum tollsten Fußball-Verein der Welt. Charlotte Schwab, Schauspielerin, Drehbuch-Veredlerin, Theater-Ikone: sie liebt Sport, Fußball, den SportClub Freiburg. Einschränkung: sie liebt Sport, wenn nicht grad Boxer, Radrennfahrer oder Formel1-Piloten beteiligt sind. Wieder eine Gemeinsamkeit.
Charlotte Schwab wollte ich eigentlich nur zum SC Freiburg befragen und Charlotte Schwab stimmte zu. Lässt, zum Glück, wenig Gelegenheiten aus, den SC in der Öffentlichkeit in höchsten Tönen zu loben. Es ist: echte Liebe. Gibt es nicht nur im Ruhrgebiet. Auch im Schwarzwald. Und überhaupt redet sie gerne über Fußball, lud mich also nach Basel ein. Da kommt sie her, da wurde sie vor 63 Jahren geboren. Basel ist ganz bestimmt mehrere Reisen wert, für mich aber trotzdem zu weit. Auch eine Einladung nach Hamburg zerschlägt sich. Hamburg: Wahl-Wohnsitz Charlotte Schwabs, Tor zur Welt, ich bedaure ein wenig, dass es mit dem Treffen dort nicht klappt. Dafür darf ich mit ihr telefonieren, 11 Uhr morgens, bei Frau Schwab wird gesaugt. Bald gibt ihr Telefonakku den Geist auf, bald klingt der Paketmann, sie und ich: wir verquatschen uns. Wahrscheinlich stehle ich ihr die Zeit, von der hat sie, vielbeschäftigt, wenig. Ich bin ein Tagedieb, zu stören scheint es sie kaum, sie bleibt die gesamten fast 3 Stunden ausnehmend freundlich.


Die beste Geschichte, die Sie erzählen können, Frau Schwab?
Ich war in Hamburg einkaufen, im Karstadt, als mich eine rumänisch aussehende Bettlerin anspricht. Sie hatte ein Kind dabei. „Du mir geben Geld!“ Ich sage freundlich aber bestimmt: „Nein.“ Sie scheint es nicht zu verstehen und bohrt weiter, läuft hinter mir her. „Du mir geben Geld!“ Mir ist das zu penetrant, ich bleibe beim „Nein“. Bis sie irgendwann sagt „Du mir geben Geld! Du reiche Frau, du Cobra11!“

Klar, ein Gespräch mit Charlotte Schwab ohne einmal die Serie „Alarm für Cobra11“ zu erwähnen: geht nicht. Es ist eine der langlebigsten Serien im deutschen Fernsehen, oft belächelt, trotzdem Woche für Woche von Millionen geschaut. Charlotte Schwab spielte dort die Kriminaloberrätin Anna Engelhard, eine wiederkehrende Rolle, mit der sie sich ins kollektive Gedächtnis spielte und die, so könnte man sagen, Wegbereiter war für eine seitdem andauernde Fernsehkarriere. Nach 163 Folgen war für sie dort Schluss. Zehn Jahre lang stand sie für die Erfolgsreihe „Das Duo“ vor der Kamera, sie war Lolles Mutter in „Berlin Berlin“, sie spielte im „Tatort“, bei „Danni Lowinski“, bei den ZDF-„Herzensbrechern“. (Das ist übrigens die beste Serie der Welt, falls Sie mal jemand fragen sollte. Gut, dass wir drüber geredet haben.)
Wenn Charlotte Schwab nicht grad für Filme und Serien vor der Kamera steht, spielt sie Theater. So fing alles an. Das erste Engagement in Deutschland hat die gebürtige Schweizerin 1974 in Trier. Und spielt fortan an allen großen Häusern, wird mehrfach zur „Theater-Schauspielerin des Jahres“ gewählt. Den Sprung ins Fernsehen vollzieht sie Erst Mitte der 90er Jahre. Ohne das Theater Theater sein zu lassen. Eine große Karriere. Sprechen wir drüber.

Sie werden noch oft auf „Cobra11“ angesprochen, oder?
Immer mal wieder. Die Serie ist ja zum Kult geworden. In Italien läuft jeden Tag „Cobra11“, hier in Deutschland laufen jede Woche auf RTL Nitro Wiederholungen, soweit ich weiß. Obwohl ich für diese Serie nun schon einige Jahre nicht mehr drehe, spricht man mich immer noch darauf an.
Die Rolle hat Sie bekannt gemacht.
Ja, weil es jede Woche zur besten Sendezeit lief. Ich hab teilweise parallel auch die Reihe „Das Duo“ gemacht, auch erfolgreich, aber davon liefen immer nur zwei, drei Filme pro Jahr. „Cobra11“ war also einfach präsenter.
 
Unter der Hand sagen Kollegen von Ihnen ja gerne mal, dass sie keine Serie machen wollen. Zumindest keine so langlebige und dann womöglich noch in einer Hauptrolle…
Jeder Schauspieler will natürlich am liebsten nur große Kinofilme drehen. Die Realität sieht aber anders aus: es gibt zig tolle Kollegen, die Schwierigkeiten haben, Rollen zu bekommen und lange nicht drehen können. Man kann also nicht so vieles absagen. Natürlich: wenn man es sich leisten kann und das finanziell so durchziehen kann, ist es ja schön. Ich hingegen habe überhaupt keine Dünkel gehabt, bei „Rosamunde Pilcher“ oder „Alarm für Cobra11“ mitzuspielen.
 
Man unterscheidet ja da gerne zwischen E und U, ernst und unterhaltsam. Das eine ist super und hohe Kunst, das andere eher nicht so.
Und diese Unterscheidung ist ja Quatsch. Sowas gibt es wahrscheinlich in der Form nur in Deutschland. In den USA mit Sicherheit nicht. Mir ist es egal, ob etwas E oder U ist. Mein Bestreben war immer: alles, was ich mache, mache ich so gut ich kann.
 
Sie sind erst spät zum Fernsehen gekommen.
1996. Ich fing damit also in einem Alter an, wo die meisten Frauen schon wieder aufhören müssen, weil es keine Rollen mehr gibt. Ich hatte damals einige Kollegen am Theater, die mir sagten „Tu es nicht, du bist zu alt.“
 
Wie charmant.
Aber sie kannten die Branche, weil sie selbst schon für das Fernsehen gearbeitet haben.
 
Sie zogen es trotzdem durch.
Ja, weil es einfach eine Notwendigkeit war. Ich war vom Rhythmus am Theater müde und ausgelaugt. Und letztlich auch nicht mehr motiviert. Ich hatte das zu dem Zeitpunkt schon 24 Jahre gemacht, geprobt, gespielt, geprobt, gespielt, die ganze Woche. Das zehrt irgendwann aus. Nach meinem Ausflug ins Fernsehen und zum Film hab ich dann auch erstmal 5,6 Jahre nicht mehr Theater gespielt, weil es mir einfach auch zu viel Stress war, an einem Tag in Köln vor der Kamera zu stehen, am nächsten Tag in München auf der Theaterbühne und dann wieder zurück nach Köln. Das ging nicht mehr.
 
Aber Theater spielen Sie mittlerweile wieder sehr leidenschaftlich.
Theater war ja auch von Kindesbeinen an meine große Liebe. Das gibt man nicht so einfach auf. Und ich hab das Glück, dass ich jetzt das eine tun kann, ohne das andere lassen zu müssen. Ich hatte im Juli Premiere im Residenztheater München, im Stück „Eine Familie“. Das spiel ich jetzt zwei, drei Mal im Monat und werde das hoffentlich auch noch die nächsten Jahre so machen können.

Fiel die Umstellung, der Wechsel von Theater zu Fernsehen, leicht?
Oh nein, das sind im Grunde zwei verschiedene Berufe. Im Theater ist das Entwickeln einer Rolle spannender, man hat dafür mehr Zeit und viel mehr Gelegenheit durch die Proben. Beim Theater ist es mehr Gemeinschaft. Beim Drehen muss man auf den Punkt konzentriert sein, weil man am Set die meiste Zeit eigentlich nur wartet. Letztlich ist es mehr ein Denken als ein Spielen, während ich beim Theater den ganzen Saal erreichen muss. Beim Drehen ist man ja unter sich, sozusagen.
 
Was ist Ihnen lieber?
Müsste ich mich entscheiden: Theater. Muss ich aber nicht.
 
Ihre erste TV-Rolle war dann aber nicht in „Alarm für Cobra11“?
Nein, das war der Film „Die Konkurrentin“. Ein mutiger Film. Ich spiele eine Unternehmensberaterin, verheiratet, zwei Kinder, und bekomme eines Tages eine neue Kollegin, die offen lesbisch ist. Wir verlieben uns ineinander. Das Mutige an dem Film war, dass die Figur, die ich spiele, eben nicht am Ende zu ihrer Familie zurückkehrt, sondern dass sie bei ihrer neuen Liebe bleibt. Das war 1997. Wäre aber heute immer noch mutig, weil das TV-Publikum so auf Happy Ends konditioniert ist. Der Film ist übrigens nie wiederholt worden.

Und es gibt ihn nicht auf DVD. Aber filmaffine Menschen haben diesen 90Minüter bei YouTube online gestellt, wo man ihn sich in 9 Teilen ansehen kann. Ob man das noch will, nachdem wir das Ende verraten haben, ist zumindest zweifelhaft. Und ich bin der Überzeugung, dass kein Mensch wirklich so lange Filme auf YouTube gucken will. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass „Die Konkurrentin“ sich lohnt. Frau Schwab, das mag überraschen, auch.

Sie sagten vorhin, dass es für Frauen ab einem gewissen Alter keine Rollen mehr gibt…
Und wenn, dann werden sie von Kolleginnen gespielt, die schon seit vielen Jahren im Geschäft sind und deren Boden Film und TV ist. Das ist aber auch okay, da schwingt bei mir kein Neid mit – nur die ein oder andere Rolle hätte ich auch gerne gespielt. Dafür kann die ein oder andere Kollegin kein Theater spielen. Theater ist mein Boden.
 
Ist es also im Grunde auch eine Notwendigkeit, dass Sie nach Ihrer angesprochenen Theaterpause wieder dorthin für diverse Ausflüge zurückgekehrt sind?
Kann man so sagen. Im Fernsehen ist irgendwann ein Jugendwahn ausgebrochen, es ist tatsächlich so, dass gute, interessante, spannende Rollen für Frauen in meinem Alter rar sind. Aber vielleicht kriegen andere Schauspielerinnen auch einfach davon mehr, weil ich eben auch nicht in der „Bunte“ oder der „Gala“ stehe. Ich will es auch nicht. Mein Privatleben geht nur mich und meine Familie und Freunde was an. Aber wenn man keinen Gossip liefert, wird man oft nicht so wahrgenommen.
Ihre Kollegin Barbara Freier hat das sehr ähnlich geschildert und daraus die Konsequenz gezogen, einfach gar nicht mehr zu drehen und, Zitat, „dem Gewerbe beim Abkacken zuzusehen“.
Das kann ich nachvollziehen. Die Kollegin hat ja auch viel Fernsehen gemacht und Hauptrollen in großen Serien gespielt, das ist gut, da kann man sich ein finanzielles Polster zulegen. Das ist das, was ich jungen Kollegen immer sage: legt euch was beiseite. Geld soll man zwar auch ausgeben und das ist ja sicher auch gut und richtig, aber wenn man die Chance hat, was beiseite zu legen, muss man das in diesem Beruf tun, um sich solche Freiheiten wie Barbara Freier nehmen zu können. Generell muss man übrigens sagen: Film & Fernsehen zahlt besser als Theater. Was natürlich ungerecht ist, dass da Kollegen mit einem überschaubaren Monatsgehalt, bei Festanstellung, nach Hause gehen. Am Theater arbeitet man letztlich auch mehr und härter. Auch deswegen ist das Drehen für Film & Fernsehen eben eine Notwendigkeit. 

Barbara Freier kritisierte vor allem, dass sie nach ihrem Ausstieg aus einer langlebigen Serie keine Rollen mehr bekam. Und dann war es auch noch eine RTL-Serie. Da sind schon Ähnlichkeiten zu Ihnen, oder?
Naja, mir ist dieses Schubladendenken zum Glück nie so begegnet. Aber ich weiß natürlich, dass es sowas gibt. Mir ging es nicht so arg nach meinem Ausstieg bei „Cobra11“, vielleicht auch, weil ich parallel immer noch andere Projekte hatte.
 
Gibt es denn überhaupt noch gute Rollen für Sie und Kolleginnen, die im gleichen Alter sind?
Naja, gute Stoffe gibt es viele. Beziehungsweise werden es wieder mehr. Die deutsche Serie oder der deutsche Film sind ja wieder im Aufwind. Der Montagsfilm im ZDF, der Filmmittwoch im Ersten und so weiter. Haben Sie mal „Club der roten Bänder“ gesehen?
 
Das ist so toll.
Ja. Das sollte uns doch allen Mut machen. Es gibt tatsächlich wieder gute Serienstoffe, die die Leute ja auch sehen wollen.
 
Welchen Rollen würden Sie gern noch spielen?
Irgendwas zum Thema Demenz oder Alkoholismus würde mich reizen. Weil man da tatsächlich spielen kann. Oder zum Thema Transsexualität, wo die Geschichte hinter der Geschichte erzählt wird. Wie lebt man dann eigentlich damit, wie geht die Gesellschaft damit um? Mich würden auch Geschichten reizen, die zeigen, dass nicht alle erfüllten Sehnsüchte glücklich machen.
 
Was waren die besten Rollen, die Sie gespielt haben?
„Die Konkurrentin“, weil es so mutig war. Dann fällt mir ad hoc noch „Stille Nacht, heilige Nacht“ ein. Ein Thriller, der vermutlich kurz vor Weihnachten jetzt wieder irgendwo läuft. Und auch „Das Duo“ hab ich immer gerne gemacht, wir hatten immer gute Bücher und gute Regisseure.

Jetzt: Themawechsel. Ich könnte mit Schauspielern stundenlang über Rollen und Filme und Serien sprechen. Geht aber nicht. Sprechen wir daher lieber über: Max Simonischek. Sohn von Charlotte Schwab aus erster Ehe. Selbst Schauspieler. Theater und Fernsehen. Wie seine Eltern. War unter anderem im preisgekrönten Mehrteiler „Hindenburg“ zu sehen.

Wie war das, als Ihr Sohn Ihnen eröffnete, Schauspieler werden zu wollen?
Ich war am Boden zerstört.
 
Wirklich?
Nun, ich hatte immer versucht, ihn vom Theater fernzuhalten. Einfach schon, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie das ist, wenn man Blut leckt. Aber ihn hat natürlich sein Elternhaus geprägt, so wie das nunmal ist. Ich hab es dann auch nicht immer geschafft, Max vom Theater fernzuhalten. Und er hat tatsächlich Blut geleckt. Er fragte auch „Braucht ihr denn keine Kinderstatisten?“ Natürlich brauchten wir die ab und zu, aber ich hab es ihm nicht gesagt. Aber der Hauptgrund, warum ich von seinem Berufswunsch nicht begeistert war, ist: ich kenne die Härten des Berufes. Sowas will man ja seinem eigenen Kind nicht zumuten.
 
Aber Max hat es durchgezogen. Abgebracht von seinem Berufswunsch haben Sie ihn also nicht.
Schauen Sie: für diesen Beruf muss man brennen, das ist eine wichtige Voraussetzung. Wenn jemand dafür brennt, kann man ihn nicht davon abbringen. Wir haben aber alle viel mit Max geredet und ihm klargemacht: nur, weil es bei uns ganz gut läuft und wir unseren Beruf regelmäßig ausüben dürfen, heißt das nicht, dass es auch bei dir erfolgreich wird. Max hat dann eine klassische Ausbildung am Mozarteum in Salzburg gemacht. Als ich dort bei seiner Abschlussprüfung sah, dass er wirklich begabt ist, war ich beruhigt. Er hat die Präsenz, er hat das Talent. Und das war für mich schön zu sehen.
 
Ihr anderer Sohn ist Jurist.
Ohja, darauf bin ich auch sehr stolz. Es ist wichtig, einen Juristen in der Familie zu haben. Wenn ich mal völlig umnachtet irgendwen schlimm beleidige oder so, kann mein Sohn mich vor Gericht raushauen.
 
Was sind die Härten Ihres Berufes?
Es fängt damit an, dass man überhaupt Arbeit kriegen muss. Man schreibt nach der Schauspielschule 30,40 Theater an, um überhaupt dort mal vorsprechen zu dürfen – und nur zwei Theater antworten. Und wenn man spielen darf, riskiert man auch sehr viel. Man ist ständiger Kritik ausgesetzt, was schon in den Proben anfängt und irgendwann vielleicht mit einem bösen Verriss beim Feuilleton aufhört. Und in diesem Beruf ist es so, dass man jedes Mal seine Seele offenlegt. Anders geht es nicht.  
 
Also ist im Grunde nur die Begabung auch nicht alles?
Nein, nur mit Begabung und Präsenz geht es nicht. Dieser ganze Beruf besteht aus Seele, Kopf und Körper. Das sind unsere Materialien, unsere Instrumente, die wir einsetzen. Talent ist letztlich nur ein Überbegriff für solche Dinge wie Emotionalität, emotionale Intelligenz, Sprachbegabung und so weiter. All das braucht man, um in diesem Beruf arbeiten zu können. Und man braucht Stärke, um sich mit den Härten dieses Berufes arrangieren zu können. Und das allerwichtigste, was man braucht, ist Glück.

Quelle: scfreiburg.com
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Mit konstruktiver Kritik setze ich mich gerne auseinander. Wenn mir nach einer Vorstellung Freunde oder Kollegen sagen, was Ihnen nicht gefallen hat, hat das für mich viel mehr Wert als eine böse Kritik im Feuilleton. Mit dem Feuilleton kann ich nicht diskutieren, die Kritik steht unbeantwortet im Raum. Das kann mich schonmal ein, zwei Tage beschäftigen, aber dann ist es auch wieder gut. Ich kann damit leben, wenn einem Kritiker ein Stück nicht gefällt. Man muss eben lernen, auch andere Sichtweisen zu akzeptieren. So begreife ich Arbeit überhaupt: es gibt unterschiedliche Sichtweisen und man versucht gemeinsam, einen Weg zu finden. 

Und wie ist es mit Ihnen? Üben Sie schonmal Kritik an Drehbüchern oder der Inszenierung?
Ohja, ich bin eine furchtbare Einmischerin. Ich bin auch eine Rechthaberin. Weil ich meinungsstark bin. Ich kann ganz schlecht mit meiner Meinung hinterm Berg halten.
Wann haben Sie Sich zuletzt eingemischt und Ihre Meinung gesagt?
Das war nicht beruflich, da ging es um die Flüchtlingsdiskussion. Da hört und liest man so viele schlimme und traurige Sätze. Neulich sagte jemand: „¾  der Flüchtlinge, die jetzt zu uns kommen, sind ungebildet.“ Darauf sagte ich: „Na und? ¾ aller Deutschen sind auch ungebildet.“
 
Sie streiten gerne, oder?
Streit und Auseinandersetzungen sind was Gutes. Wenn man auch zugeben kann, wenn man Unrecht hatte. Das kann ich. Ich bin ein Bauch/Herz-Mensch und muss viele Dinge erstmal in meinem Kopf ordnen. Ich suche den Streit nicht bewusst, ich gehe aber auch nicht weg, wenn es Diskussionen gibt. Dann sag ich meine Meinung. Und änder sie auch wieder, wenn es sein muss. Je älter man wird, desto öfter wechselt man ja seinen Standpunkt.
 
Man lernt ja auch ständig dazu.
Genau. Ich hab allein durch meinen Beruf so viel gelernt. Wie oft hab ich früher gesagt: „Haut die Bullen platt wie Stullen.“ Später hab ich selbst Polizistinnen gespielt. Und heute sag ich: Gott sei Dank haben wir die Polizei. Ich möchte den Job auch nicht haben. Aber ich möchte noch kurz klarstellen, dass ich mich auch immer nur dann einmische, wenn ich von etwas Ahnung habe und meine, etwas dazu sagen zu können. Wenn ich mal keine Ahnung habe, mach ich mich zu dem Thema schlau, damit ich beim nächsten Mal was dazu sagen kann. Ich lese mir Wissen an.
 
Lesen ist wichtig.
Es ist so eine Art Flucht. Es löst in mir immer eine Faszination aus, wenn ich über etwas lese, womit ich eigentlich nichts zu tun habe. Deswegen bin ich auch als Kind und Jugendliche schon zwei, drei Mal ins Theater gegangen. Weil mich die Geschichten so sehr fasziniert haben. Und die Geschichten dahinter. Und so kam der Berufswunsch: ich höre gerne Geschichten, wollte aber selbst auch Geschichten erzählen können. 

Sie sagten vorhin, es brauche für diesen Beruf vor allem Glück. Würden Sie sagen, dass sie Glück gehabt haben?
Ja. Ja, ich hab in entscheidenden, wichtigen Momenten oft sehr viel Glück gehabt.
 
Das kam jetzt etwas zögerlich.
Weil ich natürlich auch Unglücke erlebt habe. Aber die gehören zum Leben dazu und dienen der Charakterbildung. Aber insgesamt gesehen: ich habe Glück und ich bin dafür sehr dankbar.


Was für ein schönes Ende. Aber der geneigte Leser weiß: hier kommt noch was. Nämlich ein Programmhinweis. Charlotte Schwab ist am 10.12. in „Mord in bester Gesellschaft“ (ARD) zu sehen und am 19.12. bei „Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“ im ZDF.
Und jetzt beantwortet sie noch sechs Fragen. Los geht’s.

Wen würden Sie gerne mal interviewen?
Gregor Gysi. Den find ich faszinierend. Sympathisch, klug, witzig. Oder Jan Philipp Reemtsma. Auch ein faszinierender Mensch.
Ein Lied, Buch oder Film passend zu Ihrer momentanen Lebenssituation?
Das ist schwer… Ich höre derzeit gerne Adele, aber das „21“-Album. Diese Stimme und diese Melodien begeistern mich.
Was machen Sie jetzt direkt im Anschluss?
Fitness.
Ach, das klingt nach so wenig Spaß.
Es muss aber sein. Ich muss ja nächste Woche wieder ins Kostüm passen. Ich war jetzt eine Woche in Italien und hab es mir gutgehen lassen und dann war ich vor zwei Tagen noch in Dortmund beim Fußball, wo es Bier zum Frühstück gab. Also muss Fitness jetzt sein.
Beste Beleidigung, die Sie kennen?
Hoffentlich liebt dich wenigstens deine Mutter.
Schonmal jemandem gesagt?
Klar.
Kam das gut an?
Bei Menschen, die Humor haben, kommt das gut an. Bei demjenigen kam es nicht so gut an.
Was können Sie mir erzählen, was ich noch nicht weiß?
Ich ordne jedem Buchstaben eine Farbe zu.
C?
Weiß.
S?
Auch weiß. Das ist interessant, dass meine Initialen weiß sind, obwohl schwarz meine Lieblingsfarbe ist. Ja, ich weiß, schwarz ist keine Farbe.
Lieblingsbuchstabe?
Das S. Es hat so eine schöne runde, weibliche Form.
Woher kommt das, dass Sie einem Buchstaben eine Farbe zuordnen?
Weiß nicht. Es war schon immer so. Also, seit der Kindheit. Interessant ist auch, dass ich zwar spontan sagen kann, welcher Buchstabe welche Farbe hat, aber umgekehrt geht das nicht.
Was darf ich Ihnen wünschen?
Gesundheit und Glück.
Dann wünsche ich Ihnen das. Und bedanke mich für die Zeit, die Sie Sich genommen haben.
Was darf ich denn Ihnen wünschen?
Ich glaub, Gesundheit und Glück nehm ich auch.
So sei es. 


Der geneigte Leser möchte wissen, wie sehr Charlotte Schwab den Fußball und den SportClub Freiburg liebt? Das ist nachzulesen. Und zwar im "SC Freiburg Fanbuch". 

Montag, 16. November 2015

Ich frag mal nach... bei Mave O'Rick

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie Leute nicht kreativ sein können

Die Frau von den Stadtwerken, die mich dabei stört, Informationen zu Mave O’Rick zu sammeln, möchte Sarah Jürgens sprechen. Ich würde gerne helfen, aber leider wohnt bei mir in der Wohnung keine Sarah. „Bin ich da also auch nicht in der Elisabethstraße“, stellt die Frau eher resigniert fest, als das sie es noch hoffnungsvoll fragt. Ich verneine und bitte sie darum, mir zu sagen, welche Nummer sie denn eigentlich wählen wollte. Sie nennt mir meine Nummer und nun bin ich verwirrt. Sie hat sich ebenso wenig verwählt, wie vor ein paar Tagen irgendein Sven, der irgendeine Sarah sprechen wollte und wie diese Firma aus München, die dachte, sie könnten hier eine Frau Jürgens erreichen. Beides hakte ich ab unter „Verwählt“, nun kann ich es in einen Zusammenhang bringen: Sarah Jürgens und ich haben offenbar sehr ähnliche Telefonnummern. Ich beschließe, in der Elisabethstraße nach ihrem Klingelschild zu suchen, um mein unfreiwilliges Call Center-Dasein zu beenden. Mave O’Rick muss warten.
Die Elisabethstraße geht bis Nummer 110. Frau Jürgens wohnt mit drei anderen Menschen in einer, sagen wir mal, bewusstseinserweiternden WG. In der 104. Das ist ziemlich blöd, weil ich natürlich bei 1 anfing und nicht bei 110. Ich erläutere Sarah mein Problem und habe schon nach einem Satz das Gefühl, dass sie erstens nichts versteht und dass es ihr zweitens egal wäre, würde sie es verstehen. Sie schlägt vor, ich solle ihre Nummer doch einfach das nächste Mal weitergeben. Ich entgegne, dass ich nicht ihre Sekretärin sei. Immerhin ist Sarah so nett, mir nach langem Suchen ihre Telefonnummer zu geben. Sie ist elementar anders als meine und sogar noch um eine Stelle kürzer. Meine Hoffnung, Sarah hätte im Rausch versehentlich einen Zahlendreher produziert, als sie ihre Nummer weitergab, zerschlägt sich.
Ich rufe meinen Telefonanbieter an und frage nach. Eine Frau Jürgens sei bei ihnen keine Kundin, aber meine Nummer gehörte, bevor ich sie bekam, zu einem Anschluss in der Elisabethstraße 103. JETZT fühle ich mich bekifft.

Mave O’Rick hat in der Blüte seiner Jugend und auch danach noch regelmäßig gekifft, erzählt er mir. Okay, er ist Künstler, da gehört sowas zum guten Ton. Er freut sich also über meine Geschichte, als ich sie ihm später erzähle.

Und was ist die beste Geschichte, die du erzählen kannst?
Ein Freund erzählte mir mal über ein Erlebnis eines schwulen Paares, mit dem er weitläufig bekannt war.
Fängt gut an.
Die hatten einen großen Hund, fast schon ein Pony. Und sie hatten einen Staubsauger, so ein modernes Teil, das man programmieren kann und das sich dann merkt, wo es jeden Tag in der ganzen Wohnung saugen soll. Unglücklicherweise bekam der Hund Durchfall. Aber der Staubsauger rotierte trotzdem in der Wohnung und transportierte den Durchfall dieses extrem großen Hundes quer durch alle Räume.
Ach du Scheiße.
Ich hab keine Ahnung, ob das wirklich so passiert ist. Aber mir gefällt die Vorstellung. Wahrscheinlich muss der Hund für die Geschichte auch groß sein. Mit einem Jack Russell-Terrier wäre sie nur halb so lustig.

Okay, direkt zu Beginn des Gesprächs sind wir niveaumäßig schon ziemlich weit unten angekommen. Weiß nicht, wo das hinführen soll. Ich werde versuchen, das Gespräch möglichst schnell auf „Musik“ zu bringen. Denn: Mave O’Rick ist Musiker. Künstler. Er schreibt seine Songs selbst und hat schon, so verlangt es das sympathische Künstler-Klischee, in seiner Jugend in Bands gesungen und eigene Songs geschrieben. Weil er zwar nicht alles auf die eine Musiker-Karte setzen, aber trotzdem nie davon lassen konnte, hat er 2008 sein erstes eigenes Album veröffentlicht: „Self Supported Superstar“ ebnete ihm den Weg auf zahlreiche CSD-Bühnen im In- und Ausland. Mit „Neo Messiah“ (2011) und „Tanzflur Master“ (2014) legte er musikalisch nach und wo er schonmal dabei war, kreativen Output zu produzieren, folgte nun auch noch das Buch zur CD. Das ist eine ungewöhnliche und zugleich so schöne Idee, dass wir unter anderem darüber sprechen wollen. Und über Musik und Kunst im Allgemeinen. Denn Mave O’Rick macht Musik, weil er es will (und kann) und nicht wegen des Nachruhms.
Und wer als Independent-Popsänger schon auf der ein oder anderen Bühne stand, kann darüber sicher auch noch mindestens eine schöne Geschichte erzählen. Also los:

Ich hatte einen Auftritt beim CSD in Iserlohn. Das letzte Lied war „Keine“, ein Song, in dem ich aneinanderreihe, was ich hasse. Die letzte Zeile des Songs ist ein schönes, kraftvolles „Fick dich“. Ich hatte mich so in Rage gerappt, dass daraus irgendwie „Fick dich Iserlohn“ wurde. Ich hatte das selbst gar nicht gemerkt und weiß nicht, wo das herkam. Mein Freund stand im Publikum und dem war es richtig peinlich.
War’s dir unangenehm?
Ich hab es ja nicht mitbekommen. Auf dem Heimweg hatten wir Aufenthalt am Hauptbahnhof Dortmund, wo uns plötzlich ein Typ anquatschte: „Warst du nicht vorhin beim CSD Iserlohn und hast am Ende ,Fick dich Iserlohn‘ gesagt? Ey, das war das beste Lied.“ Also, im Nachhinein find ich es ganz lustig und im Grunde war es ja nur eine nett gemeinte Verabschiedung.
Mave O’Rick ist ja, Überraschung!, ein Künstlername. Hätte Maik, so wie du eigentlich heißt, sich getraut, auf einer Bühne laut „Fick dich“ zu rufen?
Wahrscheinlich schon. Auf der Bühne bin ich sicher selbstbewusster, weil ich da halt auch eine Show mache. Dieses Selbstbewusstsein kam mit der Zeit auch privat immer stärker durch.
Wie sehr unterscheiden sich noch Mave und Maik?
Sie unterscheiden sich grundsätzlich nur in Oberflächlichkeiten, weil ich natürlich privat nicht so gestylt bin wie auf der Bühne. Ansonsten: 100% gleich. Manche Sachen würde ich privat nicht sagen, das ist klar. Aber ich verstelle mich auf der Bühne nicht. Mein Bühnen-Ich ist nur eine andere Facette von mir. Also: was Mave singt, vertritt auch Maik. Sonst würde es nicht gehen.
Ist Mave O’Rick nicht dennoch eine Kunstfigur?
Nein, es ist nur ein Künstlername. Wenn du das wegen meiner Kleidung fragst: jeder, der auf die Bühne geht, kleidet sich dort anders als privat. Es ist in gewisser Weise mein Berufs-Outfit und Teil der Antwort auf die Frage „Was will ich eigentlich auf der Bühne machen?“ Ein Tennis- oder Golfspieler muss sich auch was anderes anziehen in Ausübung seines Berufes, als wenn er privat grad einkaufen geht.
Woher kommt der Name Mave O’Rick?
Ich bin Madonna-Fan, ihr eigenes Plattenlabel heißt Maverick. So wollte ich heißen und das kam als Textzeile auch in einem meiner ersten Songs vor. Dann stellte sich aber raus, dass der Name geschützt ist durch Madonna. Da ich die Textzeile nicht ändern wollte, variierte ich es etwas und so kam es zu Mave O’Rick. Jetzt hat es etwas angenehm Schottisches oder Irisches.
Du hast eben gesagt, dass das Selbstvertrauen von der Bühne auch privat immer stärker durchkommt. Heißt das, du bist oder warst privat nicht so selbstbewusst?
Privat bin ich manchmal sogar eher schüchtern. Immer dann, wenn ich mich unterlegen fühle. Ich gliedere mich in Gesellschaften gerne ein. Wenn da aber eine Person ist, die bewusst viel Raum einnimmt, dann fühl ich mich unterlegen.
Du nimmst dafür auf der Bühne Raum ein.
Ja, weil jeder Künstler einen gewissen Geltungsdrang hat, einen Exhibitionismus. Sobald man etwas Künstlerisches auf die Beine gestellt hat, entsteht dieses Denken: ich bin was Besseres. Damit nimmt man Raum ein, weil man es will. Das ist das Bühnen-Ich.
Etwas selbstverliebt, oder?
Ja, stimmt schon. Selbstverliebtheit ist keine sympathische Charaktereigenschaft. Aber es wird durch die Kunst zu etwas Gutem. Das ist wahrscheinlich auch der Unterschied zwischen Beruf und Berufung. Singen, auf der Bühne stehen, kreativ sein: das ist meine Berufung. Weil ich mich nicht dagegen wehren kann. Und weil Kunst mein Ventil ist. Ohne Kunst wäre ich ein ziemlich schlechter Mensch. Na gut, vielleicht bin ich das auch so.
Wenn man sowas macht, will man ja auch möglichst viele Menschen damit erreichen. Dennoch sagst du: wie viel das sind, ist mir egal.
Es wäre sicher gelogen, wenn ich sagen würde: ich möchte nicht berühmt sein. Ich möchte im Zweifel auch lieber berühmt als reich sein. Aber ich mach die Musik tatsächlich nicht mehr für den „Fame“, weil ich weiß, dass Ruhm nicht jedem vergönnt ist. Kann er ja auch nicht sein. Also hab ich für mich beschlossen: es ist mir egal, wie viele mich kennen. Ich mache einfach trotzdem weiter.
Aber Applaus und Zustimmung ist wichtig.
Ob es wichtig ist, weiß ich nicht. Aber es ist angenehm und macht süchtig. Es ist schon cool, wenn da vor der Bühne 6000 Leute stehen, wie beim CSD auf dem Wiener Rathausplatz. Aber es ist auch okay, wenn beim CSD in Wuppertal nur 5 Leute zuhören.
Aber es ist schon geiler bei 6000 Leuten. Und es ist auch geiler, wenn dir jemand sagt „Ey, das ist richtig gut“ als „Naja, das gefällt mir gar nicht.“
Klar, aber ich hab selbst keine Zweifel an dem, was ich mache. Nichtmal im Entstehungsprozess. Ich mache es halt einfach. Musik kann nicht jedem gefallen, dessen muss man sich auch bewusst sein. Es ist immer Geschmackssache. Und deswegen bin ich sehr zufrieden mit den Plattformen, die sich mir erschlossen haben. Und ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe, egal wie bekannt oder unbekannt ich bin.

Ein gewisser innerer Frieden spricht aus ihm, gepaart mit dem ständigen Drang, weitermachen zu wollen. Das ist: sympathisch. Wolfgang Petry hat mal gesagt: „Wenn ich am Abend vor 1000 Leuten spiele und nur einem hat es gefallen, dann hab ich schon alles richtig gemacht.“ Vielleicht war es auch Herbert Grönemeyer. Ich weiß es nicht mehr. Einer von den beiden war es.

Wie kam es denn dazu, dass du Musik gemacht hast und letztlich auf die Bühne gingst, um die anderen Menschen zu präsentieren?
Es kam nicht dazu, es war einfach so.
Wie jetzt?
Ich hab als Kind immer gespielt, in der „ZDF-Hitparade“ zu sein und sprang auf dem Sofa rum und sang irgendwas und stellte mir vor, ich spreche mit Dieter Thomas Heck. Ich wollte Schlagersänger werden und später Popstar. Mittlerweile reicht es mir, Künstler zu sein, egal, was das bedeutet. Ich hab in den 90ern schon in Bands gesungen und erste eigene Texte geschrieben. Und so kam irgendwie eins zum anderen.
Und du konntest von der Musik nicht lassen.
Weil meine Kreativität eben immer irgendwohin musste. Ich war immer schon kreativ. Ich bin es jeden Tag, weil mir jeden Tag etwas einfällt, was man aufschreiben müsste, um daraus ein Lied oder ein Buch oder einen Film zu machen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es Leuten nicht so gehen kann. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Leute nicht kreativ sein können.
Dennoch war es ja nicht so, als hätte die Welt auf Mave O’Rick gewartet und die Bühnen kamen nicht einfach so zu dir vorgefahren…
Man schafft sich nach und nach einen Kreis, ein Umfeld, wo man das machen kann, was einem vorschwebt. Und mit Glück und Kontakten findet man eben auch jemanden, der sagt „Ich finde das, was du machst, ganz gut und werde dir dabei helfen“ – so war es eigentlich auch bei mir. Und so fängt man irgendwie klein an und guckt, was danach passiert und wie es weitergeht. Wenn man einen Raum betritt, gibt es immer neue Türen, die man öffnen kann. Also: wenn man den ersten Kontakt oder den ersten Auftritt hat, gibt es wieder neue Möglichkeiten, Chancen, Optionen. Dann liegt es an einem selbst, ob man diese nutzt.
Wie „klein“ bist du angefangen?
Mein erster Auftritt als Mave O’Rick war am 21. Juni 2008 auf einem Sommerfest einer IKEA-Filiale. Ich trat auf zwischen „Schwedisches Mettwelken“ und den „Astoria Flashdane Tänzerinnen“. Es sollte vermutlich „Flashdance“ heißen, aber das C kam den Tänzerinnen irgendwie abhanden auf den Ankündigungen. Ach ja, „Regal-Wettschrauben“ gab es auch noch. Irre.
Hätte die nächste Tür danach nicht irgendeine Casting-Show sein können, um die Bekanntheit zu steigern?
Nein, das kam nie in Frage. In diesen ganzen Casting-Formaten geht es ums Geld verdienen, nicht um den Menschen. Und keiner garantiert dir, dass du danach erfolgreich bist. Es interessiert dann eh niemanden mehr, weil kurz danach die nächste Show beginnt, das ist ja mittlerweile ein ewiger Kreislauf.
Es gibt aber auch ein paar positive Beispiele, es gibt ja Castingshow-Teilnehmer, die Musik machen und davon leben können. Denen hat Casting nicht unbedingt geschadet.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Lenas Teilnahme am ESC-Casting hat ihr sicher nicht geschadet, aber das ist ja die Über-Ausnahme. Die spielte danach ja nicht nur Bundesliga, sondern wurde direkt Weltmeister. Das Gefährliche an Castingshows ist ja, dass die Teilnehmer so hochgejubelt werden und direkt zum „Superstar“ gekürt werden. Danach kann es ja nur noch bergab gehen. Die haben sich nicht alles von unten erarbeitet und sind klein angefangen: die wurden direkt gehypet. Der Fall ist dann umso härter, wenn du als junger Mensch merkst, dass dir eben irgendwann doch nicht mehr alle zujubeln, weil grad der neue „Superstar“ gewählt wird. Wie soll man sowas verarbeiten können? Ich finde das menschenverachtend und wollte nie Teil davon sein. Egal, ob es „DSDS“ oder „The Voice of Germany“ ist: es ist überall der gleiche Mechanismus. Im Fokus steht die Jury. Wichtig ist dort vor allem, dass die Jury-Mitglieder ihre Platten promoten und verkaufen können. Was die Kandidaten künstlerisch da anzubieten haben, ist bestenfalls zweitrangig.
Ein kategorisches Nein zu Casting-Formaten…
Ja, in jeder Hinsicht. Ich schaue da auch nicht mehr zu, weil es mich schon in künstlerischer Hinsicht nicht interessiert. Es langweilt mich, wenn da irgendwer Sarah Connor oder Whitney Houston nachsingt. Mich würde eine Show interessieren, in der junge Musiker ihre eigenen Songs präsentieren und darüber dann abgestimmt wird.
Gute Idee.
Ich hab zwar keine Ahnung vom TV-Geschäft, aber ich glaube, so ein Format wird es nie geben. Die musikalischen Plattformen im TV fallen ja eh immer mehr weg. Es gibt keine reine Musikshow mehr, in der Popstars auftreten. Es gibt noch Nebel und Silbereisen, aber „The Dome“ oder „Top of the Pops“ oder sowas: alles weg. Und die Shows, in denen Musik-Acts auftreten, werden auch immer geringer. Es gibt für gute Künstler stetig weniger Platz.
Kann man das Rad zurückdrehen?
Weiß ich nicht. Ich würde mir ja auch die „ZDF Hitparade“ zurückwünschen, aber das wird wohl auch ein Wunsch bleiben, weil sich kein etablierter Künstler mehr einem Wettbewerb stellen will. Oder weil die Plattenfirmen das nicht wollen. Wahrscheinlich müssen wir damit leben, dass es in der großen Öffentlichkeit für gute Künstler eben weniger Plattformen gibt. Aber ich finde das schade.

Vielleicht eröffnen sich durchs Schreiben ja neue Perspektiven und Plattformen. Mave O’Rick jedenfalls ist unter die Autoren gegangen. Über die Plattform www.neobooks.com kann man sich sein Werk bestellen, ein Werk, das sich mal mehr, mal weniger konkret auf sein Album „Tanzflur Master“ bezieht und genauso heißt. Um es extrem kurz zusammenzufassen: Drogen, Sex, Musik. Auf jeden Fall: empfehlenswert.

Das Buch war eigentlich nur für mich gedacht. Das war halt wieder eine kreative Idee, die ich hatte und dann hab ich es einfach geschrieben. Wenn’s jemand liest: umso schöner.
So ein Buch ist ja doch noch was anderes als ein Lied und macht vermutlich mehr Arbeit, oder?
Deswegen hab ich auch nie in Erwägung gezogen, ernsthaft was zu schreiben. Es war auch mehr so ein kleiner Wettbewerb mit meinem besten Freund, der seit 4 Jahren an einer Roman-Idee arbeitet und den ich immer wieder ermuntere, damit weiter zu machen. Und dann dachte ich: ich bin mit meiner Idee sicher schneller fertig. Tja, was soll ich sagen: ich hab gewonnen.

Sie sind trotzdem noch Freunde. Das kann uns jetzt alle beruhigen.

Ich finde ja, dass es eine coole und neue Idee ist, ein Buch zu schreiben, das auf einem Musik-Album basiert. Es gibt Bücher zum Film, Filme zum Buch, Soundtracks zum Film. Aber ich hörte noch nie von Büchern zum Musik-Album.
Hab ich mir keine Gedanken drüber gemacht. Ich hatte nur schon für das Album eine klare Linie im Kopf, wie ich es haben wollte und was ich erzählen wollte. Und so hatte ich, als ich dann schreiben wollte, auch schon ein grobes Thema im Kopf und zu jedem Song vom Album eben eine Idee zum Kapitel im Buch. Darüber hinaus wollte ich einfach mal aufschreiben, was mich sonst noch so beschäftigt: wie stehe ich zu Religion, wie stehe ich zum Thema Hass, wie sehr verachte ich „Matratzen Concord“. Ich hab mir dazu Stichwortlisten gemacht und die abgearbeitet. So entstand der Roman. Das ist die Selbstverliebtheit, über die wir schon sprachen. Natürlich ist das alles narzisstisch, was ich da mache. Aber ich betrachte mich ja auch nicht als Lehrer oder als jemand, der anderen sagen will, wie die Sachen laufen. Ich versuche mich in gewisser Weise als Spiegelbild: ich nehme in der Gesellschaft etwas wahr und möchte kreativ rüberbringen, wie ich das alles wahrnehme. Aber ich möchte niemandem meine Meinung und Denkweise aufzwingen.
Braucht es eigentlich Mut, um all das zu machen, was du machst?
Warum denkst du, dass das Mut erfordert?
Weil man ja auch immer etwas von sich preisgibt. Man präsentiert sich anderen. Und das, was man sich vorher überlegt hat.
Das macht man aber vorher mit sich klar. Also, dass das, was man da für sich so schreibt, später andere lesen oder hören und ihr Urteil darüber abgeben. Sicher erfordert das etwas Mut. Aber jetzt nicht mehr so sehr, weil ich es schon eine Zeit lang mache. Also… ich hab natürlich noch Lampenfieber, bevor ich auf die Bühne gehe, aber das würde ich nicht mit Mut gleichsetzen. Das ist irgendwie noch was anderes. Wahrscheinlich würde es mir viel Mut abverlangen, eine Rolle zu spielen. Dann würd ich sowas wie Scham empfinden. Aber da ich zu allem stehe, was ich so mache und von mir gebe, spiele ich ja keine Rolle und bin da immer ganz bei mir.

Schluss. Und Aus. Danke, Mave O’Rick. Ach, nein, sechs schnelle Fragen haben wir ja noch.

Wen würdest du gerne mal interviewen?
Madonna. Ich bin Madonna-Fan. Oder, nein, Steffi Graf. Ich bin Tennis-Fan und Steffi Graf ist super. Steffi Graf ist die Antwort auf die Frage. Oder, halt, nein, ich mache ein Doppel-Interview mit Madonna und Steffi Graf. Und beiden stelle ich die gleichen Fragen.
Ein Lied, Buch oder Film passend zu deiner momentanen Lebenssituation?
Meine Lebenssituation ändert sich am Tag 18 Mal, das kann ich nicht beantworten. Aber da ich mich zuletzt sehr mit meinem neuen Album „Neo Intention“ und meinem Buch beschäftigt habe, passt das eigentlich auch sehr gut als Antwort.

Anne Marie David wird auf seinem neuen Album zu hören sein. Französische „Eurovision Song Contest“-Veteranin. Hat irgendwann in den 70ern gewonnen. Mave O’Rick verehrt sie sehr. Und umgekehrt vermutlich auch. Jedenfalls: Anne Marie David. Musste noch kurz erwähnt werden.

Was machst du jetzt direkt im Anschluss?
Ich gehe in die Sauna. Also, wirklich zum Saunieren.
Ja, was denn sonst?
Es ist immer etwas missverständlich, wenn ein schwuler Mann sagt, dass er in die Sauna geht. Aber ich gehe wirklich saunieren. So.
Beste Beleidigung, die du kennst?
Fotze. Fotze ist eine tolle Beleidigung, so kraftvoll. Ansonsten ist natürlich die ultimative Beleidigung: Grand Prix-Fan. Es ist so super, andere zu beleidigen.
Was kannst du mir erzählen, was ich noch nicht weiß?
Der letzte Südafrikaner in einem Grand Slam-Finale war Kevin Curren. Er verlor im Wimbledon-Finale 1985 gegen Boris Becker.
Das impliziert, dass es auch einen ersten Südafrikaner gab.
Woher soll ich das bitte wissen?
Was darf ich dir wünschen?
Viel Spaß in der Sauna.

Montag, 7. September 2015

Ich frag mal nach... bei Barbara Freier

„In Ruhe dem Gewerbe beim Abkacken zusehen“
 
Freitag Nachmittag, ein Gewitter zieht auf. Der Himmel pechschwarz, Regen klatscht an die Scheibe, das Donnern noch etwas entfernt.
Könnte der perfekte Einstieg sein für eine Folge der ehemaligen Erfolgs-Serie „Hinter Gittern“, in der Barbara Freier über ein Jahrzehnt lang eine Hauptrolle spielte.
Ich bin mit Barbara Freier verabredet, möchte von ihr wissen, ob diese Rolle, diese Serie für sie eher Fluch oder Segen war.


Mein Handy klingelt. „Guten Tag, hier ist Sarah von den SOS Kinderdörfern. Sie haben doch sicher schon gehört von der Hungersnot in Afrika, es geht ja durch alle Medien. Wissen Sie eigentlich, dass täglich…“ – „Entschuldigung, ich hab grad überhaupt keine Zeit“, unterbreche ich sie. - „Darf ich Sie nochmal anrufen?“ – „Ja, nächste Woche.“

So, jetzt aber Frau Freier anrufen. Die 67jährige lebt noch immer in Berlin. In einer kurzen Mail versicherte sie mir, mein Projekt fände sie spannend. Sie hebt nach dem zweiten Klingeln ab. „Barbara Freier.“ Ihre Stimme: warm. Ich seh sofort die JVA Reutlitz vor mir. Wo sind Walter und der Geier?
Ich entschuldige mich für die kurze Verzögerung, erzähle ihr vom Anruf der SOS Kinderdörfer. „Welch lustige Pointe, direkt zu Beginn“, freut sie sich.

Wieso?
Ist doch ein toller Auftakt für ein Gespräch. Ich könnte Ihnen eine tolle Geschichte über die SOS Kinderdörfer erzählen.
Sehr gerne. Meine erste Frage wär gewesen, was die beste Geschichte ist, die Sie erzählen können. Das passt ja gut.
Naja, die beste Geschichte ist es nicht.
Egal.
Ich arbeite ja nun als Sprecherin. Wenn man mich lässt. Ich wurde mal ausgesucht als Sprecherin für die TV-Spots der SOS Kinderdörfer. Ich fuhr also hin, 20 Leute am Set. Der Regisseur, seine Assistenten, der Art Director. Jeder quasselte rein. „Das war noch nicht persönlich genug“, „Das fand ich jetzt unpassend“. Als alles abgeschlossen war, kommt eine Dame zu mir und sagt: „Frau Freier, wir würden Sie gerne exklusiv haben. Ihre Stimme ist so toll, die hätten wir gerne nur für unsere Organisation.“ Ich stimmte zu. Ein paar Tage später kam ein Anruf meiner Agentur, der Oberboss der SOS Kinderdörfer hat abgelehnt. „Was? Das ist Barbara Freier, die das spricht? Das ist doch die von ‚Hinter Gittern’. Nee, die können wir nicht nehmen. Das können wir unserer Klientel nicht zumuten.“

Sie lacht. Ich bin fassungslos. Denke im ersten Moment, dass das nur erfunden ist.

Unglaublich. Ist Ihnen das öfter passiert, dass man gesagt hat „Nee, die Freier war doch mal in dieser Knast-Serie, die wollen wir nicht.“
Mir nicht. Aber ich weiß von ein paar Kolleginnen, die es nach ‚Hinter Gittern’ sehr schwer hatten. Und das lag nicht mal an der Serie an sich, sondern daran, dass man für RTL gearbeitet hat. Da wurde man schonmal abgelehnt mit den Worten „Nee, mit diesen RTL-Fressen arbeiten wir nicht zusammen.“

Nicht erfunden, klar. Wieso auch? Schon nach wenigen Sätzen ist zu merken: Barbara Freier ist ein ehrlicher Mensch, von Grund auf sympathisch. Geboren in Essen; die Ruhrpott-Schnauze kann sie auch. Und schon jetzt ist klar: das wird kein Gespräch, in dem „Hinter Gittern“ verklärt wird.
„Hinter Gittern“, die RTL-Knastsaga, startete 1997 mit mauen Quoten, punktete aber mit einem starken Ensemble und guten Geschichten. Das sprach sich rum. Die Quoten stiegen, „Hinter Gittern“ war der Quotengarant von RTL, der verlässlich jede Woche bis zu 7 Millionen Menschen anlockte.
Barbara Freier war Uschi König. Inhaftiert, weil sie im Affekt die Geliebte ihres Mannes erschoss. Später tötet sie noch einen Drogendealer und einen entflohenen Psychopathen, der sie zum Selbstmord überreden will.
Als die Quoten sinken, zieht RTL die Reißleine und nimmt „Hinter Gittern“ aus dem Programm. Über all das will ich mit Barbara Freier reden.
Aber auch darüber, wie es eigentlich anfing: ihre Karriere als Schauspielerin.
Das Problem – das eigentlich keines ist: meinen Fragenkatalog kann ich vergessen. Ich werde ab jetzt kein einziges Mal mehr draufschauen. Ich reagiere, improvisiere. Barbara Freier ist eine gute Gesprächspartnerin. Sie redet offen drauf los. Weiter!

Wird man denn tatsächlich abgelehnt, weil man für RTL spielte, weil man in dieser Serie spielte oder weil man tatsächlich nach einigen Jahren halt auf eine Rolle, auf einen Typ festgelegt ist?
Es ist sicher eine Mischung aus allem. Deswegen hab ich nach dem Ende von ‚Hinter Gittern’ auch gesagt: ich höre auf. Da war eine Entwicklung da, die einfach nicht mehr gut war und die ich mit meiner Vorstellung von der Arbeit als Schauspielerin nicht mehr vereinbaren konnte. Die Produktionsbedingungen wurden immer schlechter, die Bücher auch. Es musste alles nur noch billig sein und schnell abgedreht.
Ein grundsätzliches Problem der Branche?
Klar. Es wird überall gespart. Auch am Theater. Daher mein kompletter Rückzug. Es war mir nicht mehr autonom genug. Weil vor allem beim Fernsehen jeder reinquatscht. Es zählt da nicht mehr, was einer kann und wie gut er in seinem Job ist. Hauptsache, er arbeitet schnell und billig. Es geht auch lange nicht mehr darum, ob man eine gute Geschichte erzählen kann oder will. Es geht nur noch um Macht und Geld. Und mein persönliches Schicksal ist: ich passe nicht ins TV-Bild von heute. Heute will man fast ausschließliches was junges, knackiges sehen, am besten blond und mit dicken Titten. Das ist ein Phänomen des Privatfernsehens.
Vielleicht fehlen aber auch die guten Stoffe, die guten Geschichten?
Es gibt nur zu wenige, die sich trauen, auch mal ein Tabu zu brechen. Man muss Tabus brechen, damit Leute was daraus lernen können. Und schauen Sie Sich das Programm von heute an: es wird so vieles nur kopiert von amerikanischen Erfolgsformaten. Von ‚Dr. House’ gab es mal ein deutsches Pendant auf Sat1. Schrecklich. Als ob es hier in Deutschland keine eigenen Geschichten gibt, die man gut erzählen kann.
Und da wiederum fehlt es wohl an Mut?
Natürlich. Es übernimmt ja keiner mehr Verantwortung. Bei ‚Hinter Gittern’ quasselten damals auch alle rein: der Producer, der Assistant Producer, die Redaktion, der Head-Autor, irgendeiner vom Sender. Wenn man da mal etwas klären wollte, hieß es: „Da musst du den Redakteur fragen, dafür ist der verantwortlich.“ Der Redakteur sagt: „Das war die Vorgabe des Senders.“ Und so ging es immer weiter. Es fehlt grundsätzlich am Mut, etwas Eigenes zu schaffen. Was auch am Quotendruck liegt. Man hat ja keine Zeit mehr, etwas zu entwickeln, weil nach drei, vier Folgen die Sache aus dem Programm genommen wird. Die Folge ist, dass man eben lieber ein anderes Format kopiert. Das ist nicht so risikoreich, weil das die Leute schon kennen.
Und wenn mal jemand eine gute Geschichte erzählen will…
…dann guckt doch keiner mehr zu. Nehmen sie Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ als Beispiel. Wie sehr ihn das geschmerzt haben muss! Und es guckt keiner zu, weil das Fernsehen nicht mutig genug ist, dass auf einen attraktiven Sendeplatz zu stellen. Denn vorher muss ja noch Geld verdient werden mit Deppen-TV.
Das muss Sie als Schauspielerin, die den Beruf von Grund auf gelernt hat, auch sehr schmerzen.
Ach, ich hab eine gute Zeit in dem Beruf gehabt und mir hat es Spaß gemacht. Ich hab nur nach ‚Hinter Gittern’ erfahren, dass ich in dieser Entwicklung des Gewerbes keinen Platz mehr habe. Nietzsche hat mal gesagt: „Das Tragische an jeder Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte.“ Aber es ist jetzt auch gut so: ich kann jetzt in aller Ruhe dem Gewerbe beim Abkacken zusehen.
Schauen sie viel fern?
Ausgewählte Sachen. Aber Bauern, die Frauen suchen, andere Frauen, die getauscht werden – das interessiert mich nicht. Und jeder lässt mal sein versifftes Badezimmer abfilmen. Das ist eine ganz schlechte Entwicklung.
Katy Karrenbauer, eine alte Kollegin aus ‚Hinter Gittern’-Zeiten machte es anders und ging in den Dschungel.
Wenn sie meint, dass das ihr Ding ist, soll sie das gerne weitermachen. Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen.

Jetzt: bloß nicht nachhaken. Name-Dropping ist nicht das Ding von Frau Freier. Sympathisch.

Reden wir über Ihre Anfänge als Schauspielerin? Sie sind ja schon sehr früh angefangen.
Ich war schon als junges Mädchen an der Folkwang-Schule in Essen. Ich wurde als Theaterschauspielerin ausgebildet und entsprechend gefordert. Das ist natürlich ein Unterschied zu der Arbeit für eine Fernseh-Serie.
Und aufgrund dieser Ausbidung wurden Sie ein gefeierter Theater-Star und spielten praktisch in allen großen Häusern der Republik. Hamburger Schauspielhaus, Münchener Kammerspiele, unter anderem.
Das war eine geile Zeit, vor allem in München. Die Leuten standen nach den Vorstellungen und johlten vor Begeisterung. Das war immer ein riesiges Getöse. Wir hatten auch tolle Regisseure: Dieter Dorn und Ernst Wendt. Das wird der jüngeren Generation natürlich nichts mehr sagen. Schade eigentlich. Das war ein tolles Arbeiten. Man hat uns richtig gefordert, als wir die großen Dramen von Shakespeare spielten, die Stücke von Kleist. Und wir hatten als Schauspieler viel größere Freiheiten, als man sie einem jetzt einräumen würde. Wir konnten improvisieren, wenn wir unsere Rolle erstmal besser kannten. Wir hatten überhaupt viel mehr Zeit, uns mit unserer Rolle und den Stücken, die wir spielten, zu beschäftigen. „Warum hat Kleist das so geschrieben? Was will er uns damit sagen?“ Diese Zeit gibt einem niemand mehr, auch nicht am Theater.
Beim Fernsehen schon gar nicht.
Genau. Und das ist ein Aspekt der Arbeit, von dem ich sage: Das kann man nicht lernen. Ich hatte bei ‚Hinter Gittern’ immer einen leichten Stand, weil ich schnell in die Situation und in die Rolle schlüpfen konnte. So konnte schnell gedreht werden. Heute sagt man: „Na, das kann doch jeder“ und jeder Depp denkt „Na, wenn ich beruflich gar nix mehr gebacken kriege, kann ich immer noch Schauspieler werden.“
Warum sind Sie trotzdem zum Film und ins Fernsehen gegangen, wenn es am Theater so eine tolle Zeit war?
Also, in den allerersten Jahren und Jahrzehnten war das fast nicht möglich. Ich hab in den 60er und 70er Jahren die Zeiten erlebt, wo es verpönt war, was fürs Fernsehen zu machen. Das war igitt, das war bäh. Aber auch das war eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten ließ: das Fernsehen zahlte einfach besser. Und wer wollte da noch Theater machen, bei den miesen Gagen und den Arbeitszeiten? Du warst ja damals als Theater-Schauspieler völlig desozialisiert. Geprobt und gespielt wurde auch an Sonn- und Feiertagen. Und zu Weihnachten musstest du noch die Weihnachtsgeschichte spielen. Danach wartet zu Hause keiner mehr auf dich.
Ihre Fernseh-Karriere begann mit der ARD-Serie ‚Der Fahnder’, nebenbei spielten Sie aber weiter Theater?
Ja, die Bavaria, die den ‚Fahnder’ produzierte, hat sich irgendwie mit den Münchener Kammerspielen arrangiert, so, dass ich beides konnte. War aber natürlich auch stressig. Morgens um 5 Uhr stehst du auf und arbeitest an mehreren Baustellen bis Mitternacht durch.
Hart…
Eine Zeit lang hält man das schon aus. Und ‚Der Fahnder’ war auch gut gemacht, wir waren erfolgreich. Das wissen viele gar nicht mehr, dass Dominik Graf die Serie gemacht hat. Und viele Schauspieler hatten im ‚Fahnder’ ihre ersten großen Auftritte. Otto Sander, Dieter Pfaff.
Und Klaus Wennemann, der als ‚Fahnder’ berühmt wurde, spielte dann auch bei ‚Hinter Gittern’ ihren Ehemann.
Stimmt, ich war im ‚Fahnder’ seine Freundin. Und für ‚Hinter Gittern’ hat man ihn wohl ausgewählt, weil man wusste, dass wir gut miteinander spielen können. Ein toller Schauspieler, viel zu früh verstorben.
Im ‚Fahnder’ spielten Sie von 1984-1993, danach wieder Theater?
Ja, aber schon in diesen Jahren machte ich noch mehr Sachen fürs Fernsehen, drehte einen ‚Tatort’ mit Dominik Graf. Nach 91 Folgen ‚Fahnder’ war´s dann auch genug. Ich ging dann nach Hannover ans Theater.
Und dann kam ‚Hinter Gittern’.
Ein ehemaliger Produzent vom ‚Fahnder’ rief mich eines Tages an und sagte: „Du, wir sitzen hier grad zusammen und entwickeln da eine völlig neuartige Serie. Und wir haben da eine Rolle, die würden wir gerne mit dir besetzen.“
Also kein Casting und Uschi König, Ihre Rolle, stand quasi schon für Sie bereit?
Genau. Ich war in Berlin, hörte mir die Vorstellungen der Produzenten an und fand grundsätzlich die Sache reizvoll. Und ganz profan gesagt: ich konnte auch das Geld gut gebrauchen. Ich war damals geschieden und alleinerziehende Mutter. Mein Sohn war damals 8 und ich hab den Leuten gesagt: „Wenn ihr mich wollt und ich sofort drehen soll: dann organisiert meinen Umzug, besorgt mir ein Au-Pair für meinen Sohn, dann mach ich´s.“
Was genau hat sie an dem Projekt gereizt?
Zunächst ganz klar die Idee: eine Serie, die im Knast spielt, gab es noch nicht. Ich war sehr neugierig, was in dieser Konstellation, auf engstem Raum, für Geschichten möglich sind und was man erzählen kann. Und der Cast hat mich überzeugt: so viele Frauen auf einem Haufen bedeutete beim Theater immer auch Stutenbissigkeit. Das war bei ‚Hinter Gittern’ nicht so. Wir haben alle bedingungslos zusammengehalten. Das hat sich natürlich irgendwann geändert, als Rollen ausgetauscht wurden und der Erfolg dann plötzlich kam.
Hatten Sie Einfluss auf Ihre Rolle?
Nein, die stand schon. Natürlich noch nicht in der kompletten Entwicklung, Man plante ‚Hinter Gittern’ ohnehin erstmal kurzfristig. Dass man dann teilweise 6-7 Millionen Zuschauer hatte, war ja nicht abzusehen. Uschi König war im Grunde erstmal nur als Gegenpart zu Walter aufgebaut. Es gab zwei Gruppen im Knast, die Uschi und Walter anführten. Uschi hatte die Ängstlichen und Dummen, Walter hatte immer die etwas Cooleren, die spannenderen Charaktere. Und erst später entwickelte es sich so, dass Uschi und Walter nicht nur immer auf Konfrontation gingen, sondern sich anfreundeten, weil sie feststellten, dass sie einander brauchen. Und es waren diese Momente, die ‚Hinter Gittern’ so gut werden ließen: weil man viel Platz hatte, um Beziehungen zu erklären und aufzubauen.
Walter war Katy Karrenbauer…
… mit der hatte ich meine schönsten Szenen.
Ihre Lieblings-Szene?
In der Folge, als Uschi beschließt, den Drogendealer ihrer toten Tochter zu erschießen. Irgendwie hatten damals Uschi und Walter eine Pistole auf Station, ich glaub, die kam noch von Zöllner. Damit keiner was mit der Pistole anfangen und Schaden anrichten kann, einigten sich die beiden Gruppenköpfe darauf, sie sich zu teilen. Uschi hatte die Pistole, Walter das Magazin. Und dann gab es eine Szene, wo Uschi Walter überreden will, ihr das Magazin zu geben. Und Walter sagt dann: „Uschi, ich weiß, was du vorhast.“ Toll war das. Aber auch andere Szenen: als Walter auf der Flucht ist und in Uschis Übergangsheim auftaucht und Uschi durch ihre Hilfe die Ehe mit ihrem Lorenz gefährdet.
Meine Lieblingsszene von Uschi ist die, wo Sie Walter vor der Personaluntersuchung retten will…
Ohja. Walter hat sich für ihre Rache an Baumann als Schließerin in den Knast geschmuggelt, Uschi wusste natürlich bescheid und spielte die Irre, die wieder in die Psychiatrie muss. „Hallooooo. Walter ist wieder daaaaa. Haaaaallooooooo.“ So hat sie Walters Identität geheimgehalten.

Sehe die Szene grad vor mir. Sehr beeindruckend gespielt. Und die Stimme der Freier: ergreifend authentisch. Genau wie damals in der Szene.

Aber wenn man da fünfmal die Karrenbauer schleppen muss und „Haaaaalloooo“ brüllen muss, ist das dann auch kein Spaß mehr. 
War lange "Hinter Gittern": Barbara Freier, Serienheldin.
War Uschi Ihnen eigentlich sehr nahe?
Nicht immer. Uschi war mir im Grunde zu langweilig. Sie war die Gute, die Mutti im Knast, die immer zuhörte und für andere da war. Mir fehlten die Risse im Charakter, die kamen mir zu selten. Als sie dann später mit Dr. Strauss verheiratet war und draußen lebte, schmierte sie ihm noch die Butterbrote. Ich mein, hallo?? Das ist eine Frau mit einem hohen kriminellen Potential gewesen. Die hat während eines Freigangs einen Drogendealer am Grab ihrer Tochter erschossen. Und trotzdem hat man sie zu oft als die Gute dargestellt.
Uschi war aber auch immer die Kämpferin für Gerechtigkeit und hat sich für Schwächere oder die Belange der Gruppe eingesetzt, gegen Obrigkeiten gekämpft, sich mit der Gefängnisleitung angelegt.
Uschi hatte im Grunde eine große Sehnsucht nach Harmonie. Und immer, wenn es grad sehr harmonisch war, siehe die Ehe mit Dr. Strauss, hat sie es verbockt. Da war dann mal ein Riss drin, als sie wieder durchdrehte. Aber dann steckte man sie einfach wieder in den Knast und die Geschichte war vorbei. Das war schade.
Hatten Sie die Möglichkeit, während der Produktion Einfluss zu nehmen auf Uschis Entwicklung?
Überhaupt nicht. RTL hat später am laufenden Band die Autoren ausgewechselt. Die waren kaum geschult, wurden aber engagiert, weil sie in kurzer Zeit ganz viel schreiben konnten. Man muss dazu sagen: auf dem Gelände, wo wir täglich gedreht haben, war auch die gesamte Produktion untergebracht, alle Büroräume. Und dann kriegte man die neuen Drehbücher, liest sie sich durch und stellt fest: „Das ist nicht Uschi König, die da spricht.“ Ich ging dann runter zu den Autoren und sagte „So würde Uschi König nie reagieren. Kennt ihr die Rolle überhaupt, ihren Verlauf, wisst ihr, dass sie mal in der Psychiatrie war?“ Da kam als Antwort „Aber wir sind doch neu.“ Da könnte ich ausflippen.
Haben Sie es getan?
Naja, die Produzenten sagten dann immer „Ihr sollt nicht denken, ihr sollt spielen.“ Die haben irgendwann nicht mehr verstanden, wie ‚Hinter Gittern’ funktioniert. Nur ein Beispiel: die Hauptzielgruppe waren, das merke ich noch heute, wenn mich jemand auf der Straße anspricht, Frauen um die 50. Diese Zielgruppe interessiert aber RTL nicht. Die wollen die jungen Leute ansprechen. Und zwar nur die Jungen. Was ist das bitte für eine menschenverachtende Entwicklung? Aber so ging RTL ja auch mit uns Schauspielern um.
Menschenverachtend?
Aber hallo. Die Produktionsbedingungen wurden von Jahr zu Jahr schlechter. Es musste immer billiger und schneller werden, weil RTL nicht wusste, wie man Werbekunden für ‚Hinter Gittern’ gewinnen soll. Also mussten die Produktionskosten gesenkt werden. Es wurde sogar an der Beleuchtung gespart. Die war in den Räumlichkeiten eh schon nicht gut – und dann wurde daran nochmal gespart, dass man im Gesicht am Ende auf dem Bildschirm aussah wie Laterne unten, wo die Hunde dranpinkeln. Und man hatte immer dieses latente Gefühl, dass die Verantwortlichen  sagen „Was können die da eigentlich?“. Das war schade, denn ‚Hinter Gittern’ war jahrelang auch richtig gut.
Auch wenn einige Geschichten schon sehr weit hergeholt waren?
Ja, teilweise haben wir Grimms Märchen verfilmt. Allein die ganzen Geschichten um Walter. Einmal kommt sie selbst als Schließerin verkleidet zurück, dann kommt ihr Zwillingsbruder als Austausch für sie in den Knast. Aber da hatte man wenigstens noch was zu lachen, wenn du solche Bücher gelesen hast.
Wo verging Ihnen das Lachen?
Ach, später hat man zu viele Geschichten parallel erzählt. Die Stärke der Serie war zunächst, dass man Geschichten, ja, sogar einzelne Szenen länger ausgehalten hat. Das hat man irgendwann gekappt. Weil die ständigen wechselnden Verantwortlichen immer was Neues haben wollten. Dann gabs mal eine Ugly-Phase, wo die Storys härter wurden. Dann musste aber später wieder alles ganz weich und harmonisch sein, danach aber wieder ugly. Am Ende hab ich mich fast geschämt, dass ich überhaupt noch weitergemacht habe.
Wieso das?
In den letzten drei Jahren hat man mir immer gesagt: „Wir wissen einfach nichts mehr mit dir und deiner Rolle anzufangen. Uschi ist zu dick und zu alt.“ Wie gesagt: man hat selten mal verstanden, das Potential aller Frauen in dem Knast mal auszuschöpfen.
Dabei hatte Uschi noch eine gute Story, rund um die „rote Mamba“.
Stimmt, das war wirklich nochmal gut. Da hatte ich auch zwei tolle Szenen mit meiner Gegenspielerin, die von Peggy Lukac gespielt wurde. Super. Aber danach fand Uschi nicht mehr statt. War aber auch gut so. Weil man am Ende so viel falsch gemacht hat.
Was hat man falsch gemacht, so dass Sie Sich schämten, nicht aufgehört zu haben?
Schämen war vielleicht der falsche Ausdruck. Aber so im Nachhinein würd ich es für mich persönlich toller finden, wenn ich sagen könnte: ich hatte einen richtig guten Abgang. Den hatte ich nicht. Was man falsch gemacht hat? Nun, zum Ende hin fast alles. Man findet auf der Station eine Bombe, die Walter über die Mauer werfen will – und alle rennen hinter ihr her. Ja, bitte, das passt doch nicht. Und von der letzten Staffel will ich gar nicht erst reden. Da fing es mit der falschen Besetzung schon an. Die neue Direktorin hätte bestenfalls einen Kirchenchor leiten können, da hat man völlig falsche Charaktere entwickelt. Und der Kardinalfehler: man hat alle Geschichten nur noch angerissen und nicht auserzählt, sondern irgendwann fallenlassen. Das hat keinen Spaß mehr gemacht. Aber RTL meinte: „Das wollen die Leute sehen.“ Falsch! Damit hat RTL die Serie umgebracht.
Abschließend gefragt: war ‚Hinter Gittern’ ein Segen oder ein Fluch?
Vermutlich eher ein Segen. Ich hab dadurch viel gelernt. Da passt auch der Satz von Nietzsche wieder. In gewisser Weise kann man also sagen: ich fahre grad meine Ernte ein. Ich hab in all den Jahren nicht schlecht verdient. So dass ich ohne schlechtes Gewissen aufhören konnte.
Und ab und zu nochmal als Sprecherin aktiv sind?
Aber die zahlen ja auch nicht mehr gut. Wenn du da einen Auftrag hattest, musst du auch teilweise lange auf deine Gage warten. Ich sagte ja schon: das ist allgemein eine schlechte Entwicklung, weil es nur noch um Macht und Geld geht.
Aber Verbitterung klingt da nicht mit?
Keineswegs. Ich hab diese Entscheidungen auch alle bewusst getroffen. Und jetzt grad bin ich wieder mal an einem kleinen Knackpunkt in meinem Leben: mein Sohn zog aus, meine Eltern kommen ins Pflegeheim. Und ich  merke: „Freier muss nochmal durchstarten.“
Wie macht Freier das?
Freier gibt Ruhe, schläft viel und verlässt sich auf ihre Intuition. Irgendwas wird da sicher noch kommen, was ganz toll wird. Man soll ja auch nie nie sagen.

Ein schöner Abschluss wäre das. Klar. Aber: noch haben wir sechs Fragen.

Wen würden Sie gerne mal interviewen?
überlegt lange Gena Rowlands. Fast so eine Art Vorbild, in ihrer Art, zu spielen. Kennen Sie „Woman under influence“? Toller Film.
Ein Lied, Buch oder Film passend zu ihrer momentanen Lebenssituation?
Fällt mir zu allem was ein. Buch: „Die Klavierspielerin“ von Elfriede Jelinek. Film: Matrix Teil 1, ich sage nur: „Versuche nicht den Löffel zu verbiegen. Es gibt keinen Löffel, du verbiegst dich.“ Lied: alles von Eric Clapton. Als mein Sohn neulich auszog, kramten wir in alten Kisten und stießen auf alte Platten, die wir dann hörten. Eric Clapton, aber auch Cat Stevens und Annie Lennox: wunderbare Musiker. Und so sehr emotional.

Sie sang dann noch „Layla“ von Eric Clapton an. Stellen Sie Sich das bitte einfach irgendwie vor.

Was machen Sie jetzt direkt im Anschluss?
Ich gehe auf meinen Balkon, gieße die Blumen und mach mir was zu essen.
Beste Beleidigung, die Sie kennen?
Beleidigungen interessieren mich nicht. Wenn man Leute beleidigt, ist das immer ein Zeichen von Schwäche.
Was können Sie mir erzählen, was ich noch nicht weiß?
Sie wissen nicht, wie meine Wohnung aussieht.
Und ich werde es nie erfahren, weil Sie nie zu „Frauentausch“ oder zum „Perfekten Dinner“ gehen.
Das war jetzt aber nach dem ganzen Gespräch eine ziemlich dumme Frage.
Okay, letzte Frage: was darf ich Ihnen wünschen?

Sie überlegt. Klar. Später sagte sie noch „Nachher geht das noch in Erfüllung, damit muss man ja vorsichtig sein.“
Mal eben nachfragen:

War das jetzt auch eine dumme Frage?
Nein, gar nicht. Ich wünsche mir, noch etwas zu tun, was mich und andere noch begeistert.
Dann wünsch ich Ihnen das ebenso.
Vielen Dank.